Ost Places - Fotodokumentation

Ost Places - Das Projekt

Ost Places

Vom Verschwinden und Wiederfinden der DDR - On the disappearance and recovery of the GDR

Aus Anlass des 30. Jahrestag des Mauerfalls und der Wiedervereinigung erschien im September 2019 mein Bildband "Ost Places - Vom Verschwinden und Wiederfinden der DDR" im Verlag "Neues Leben". Gezeigt werden vielfältigste Spuren der untergegangenen DDR im öffentlich zugänglichen und gelegentlich auch unzugänglichen Raum. Die über 500 Fotos sind an insgesamt 130 Orten in ganz Ostdeutschland entstanden, von Ahlbeck im Nord Osten, bis Oberhof und Suhl im Südwesten. Gezeigt werden die große Geschichte, die kleinen Geschichten und die Menschen, die sie tagtäglich erleben und gestalten. Insgesamt ergibt sich ein Bild der DDR, das viel facettenreicher ist, als die Klischees, die  30 Jahre nach der Wende in Ost und West allgegenwärtig sind. Ein Buch für die Generation, die die DDR noch erlebt hat und für die Nachgeborenen in West und Ost, die sich auf die Spur dieses verlorenen anderen Staates auf deutschem Boden begeben wollen.

On the occasion of the 30th anniversary of the fall of the Berlin Wall and reunification, in September 2019 my illustrated book "Ost Places - Vom Verschwinden und Wiederfinden der DDR" was published by "Neues Leben". It shows the most diverse traces of the GDR in a publicly accessible and occasionally inaccessible space. The more than 500 photos were taken at a total of 130 locations throughout eastern Germany, from Ahlbeck in the north east to Oberhof and Suhl in the southwest. It shows the great history, the small stories and the people who experience and shape them every day. All in all, the result is a picture of the GDR that is much more multi-faceted than the clichés that are omnipresent in East and West 30 years after the fall of communism. A book for the generation that the GDR has still experienced and for the laterborn in West and East, who want to go on the track of this lost other state on German soil.





Inhalt

Der Band besteht insgesamt aus elf Kapiteln von A wie Alexanderplatz bis Z wie Zeitenwende. Weitere Kapitel befassen sich mit Arbeit, Architektur, Grenze, Energie, Freizeit/Kultur/Sport, Militär, Mobilität, Partei, Staat und Konsum. Überdimensionale Wandbilder in Plattenbauvierteln sind genauso zu sehen wie leerstehende Fabriken, Kasernen oder Bunker. Architektur spielt eine wichtige Rolle, der Blick geht aber weit darüber hinaus auch auf Fahrzeuge, Lampen, Kanaldeckel, Zäune, Schilder, Denkmäler und winzigste Details an längst sanierten Straßen, Plätzen und Gebäuden. Hinzu kommen ein Vorwort und ein Nachwort. Der Umfang liegt bei 208 Seiten, DinA4, farbig, Broschur, 19.90 Euro. Die Bilder auf dieser Internetseite geben einen kleinen Vorgeschmack, aber längst nicht alle haben es ins fertige Buch geschafft, dafür sind viele andere zu sehen. Insgesamt rund 500.

Idee

Drei Jahrzehnte nach der Wende werden die Zeugnisse der DDR außerhalb von Museen immer seltener. Zugleich ist eine Generation erwachsen geworden, die diesen zweiten Staat auf deutschem Boden, der immerhin 40 Jahre einen wesentlichen Teil der Deutschen geprägt hat, nur noch aus Erzählungen kennt. Die in den Jahren 2017 bis 2019 gemachten Fotos laden zu einer Entdeckungsreise in ein verschwindendes Land ein. Motive - wie ein fernes Echo, wie Spielfilmkulissen, wie ein Loch in Zeit und Raum, durch das die DDR hindurchblickt und den doppelten Boden erahnen lässt, auf dem wir stehen. Foto-Archäologie.

Oft erzählen die Bilder von einem Wettrennen gegen die Uhr: Einige Motive könnten heute bereits nicht mehr gemacht werden, weil ein Gebäude eingefallen oder abgerissen, eine Inschrift übermalt, Straßen umbenannt oder Gegenstände verschrottet wurden. Ost Places werden zu Lost Places.

Andernorts kehren DDR-Motive überraschend zurück in den Alltag, biegen "Trabis" und "Schwalben" um die Ecke,  treffen sich Jugendliche zu Jugendweih-Feiern und marschieren an der Seite ihrer Eltern und Großeltern im Gedenken an Rosa Luxemburg oder Ernst Thälmann, Rote Fahnen schwingend. An vielen Orten kehrt Leben in alte DDR-Räume ein, die zu Freiräumen geworden sind. Initiativen zur Bewahrung von DDR-Zeugnissen entstehen, in denen sich gelernte DDR-Bürger und Neu-Ostdeutsche gemeinsam engagieren. Konflikte werden ausgetragen zwischen Modernisierung und Bewahrung, Kunst, Kultur und Kommerz. Palast der Republik gegen Berliner Schloss, Mauerpark gegen Eigentumswohnungen, Rechenzentrum gegen Garnisonskirche, Kaufhalle gegen Shopping Mall. 

DDR-Symbolbauten wie der Fernsehturm und die Karl-Marx-Allee in Berlin, der "Teepott" in Warnemünde, die "Seerose" in Potsdam oder der gigantische Marx-Kopf in Chemnitz locken längst ein internationales Publikum und schicken sich an, Weltkulturerbe zu werden. Und unter Architekten ist angesichts wachsender Wohnungsnot sogar eine Bewegung zur Rehabilitierung des Plattenbaus in Gang gekommen. Gibt es für die atheistische DDR etwa doch die Chance auf ein Leben nach dem Tod? Zugleich rollen schon die nächsten Veränderungswellen durchs Land: das nahende Ende der Braunkohle, die demographische Krise, Migration, Digitalisierung, Gentrifizierung.

Viele meiner Bilder legen die großen und kleinen Brüche des 30-jährigen Transformationsprozesses frei. Sie werfen die Frage nach Heimat und Heimatverlust auf. Was haben wir durch die Wende gewonnen und was hat wer verloren? Was muss und was kann von der DDR im vereinigten Deutschland bewahrt werden, was besser nicht? Wie wird aus zwei unterschiedlichen Geschichten ein gemeinsames Erinnern, Akzeptieren und Handeln für die Zukunft?

Die Fotos sind aber mehr als nur Dokumentation, sie haben auch einen künstlerischen Anspruch und sie vermitteln in ihrer Kombination überraschende, neue Erkenntnisse über die DDR. 

Andreas Metz

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